Gedichte

Der Fluss des Lebens

Ungestüm brausend mit tosender Stimme
belebt der Gebirgsbach die stille Natur.
Sein Wasser blau schimmernd beseelt meine Sinne,
quellweich, perlend, glitzernd und pur.

Begrenzt durch die Ufer, gesäumt vom Gestein
ist sein Weg bestimmt von der Natur allein.
Dies respektierend, dankbar und bereit
ist das Wasser Gottes Medium und Element zugleich.

Es ergibt sich manchmal – geborsten vom Wind –
dass ein Zirbenast mutig seine Reise beginnt.
Und während der Weg ins grüne Tal ihn führt,
in eine unbekannte Welt der Bergbach ihn spült.

Kein Trösten der Krone, kein Halten am Stamm,
der Ast scheint ein Spielball der Wellen sodann.
Doch Wunder wie sicher ihn tragen die Fluten!
Für ihn Gelegenheit nach dem Lebenssinn zu suchen.

Soll er sein eigenes Tempo finden – oder
energievoll gegen den Strom sich winden?
Sich festhalten oder auf den Wellen tanzen?
Untertauchen oder sich hinter Steinen verschanzen?

Am Ufer verweilen und dem Treiben zuschauen?
Oder mit ganzer Seele dem Fluss sich anvertrauen?
Der Zirbenast nutzt seine Chance und den Weg;
für keines seiner Experimente ist es je zu spät.

Er eckt an an Steinen, verkeilt und verschluckt sich,
auch klammert er am Ufer, wartet und duckt sich.
Dann gibt er sich hin, genießt und spürt,
den Fluss des Lebens, der ihn führt.

Der Weg ist uns gegeben
als wunderbares WAS.
Das WIE obliegt dann jedem
und gelingt angstfrei – mit Neugier, Mut und Spaß.

 

📷Quelle: Silke Brünig

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